Glück ist oft das, was man nicht sieht,
weil es uns zu nah vor Augen liegt
Man sucht es wie eine Brille grad,
die man doch auf der Nase hat
Glück ist bekanntlich ein Geschenk,
dass auf uns zukommt,
doch bedenk, dass wirklich glücklich nur der ist,
der auch zum Glücke sich entschließt.
(Sébastien-Roch Nicolas de Chamfort)
So ergeht es auch dem Müller Hans Müllermann. Er lebt ganz alleine in seiner Mülle, hat weder Frau, noch Kinder. Tagein tagaus erledigt er allein seine Arbeit und sehnt sich mehr und mehr nach einem Freund. Immer unzufriedener wird er. Eines Tages sitzt auf seinem Fenstersims eine kleine grüne Raupe auf. Hans Müllermann aber schubst sie auf den Boden und geht ins Bett. Am nächsten Morgen aber sitzt die kleine Raupe auf dem Rand seines Hutes, wo sie auch bleibt und Hans bei seiner Arbeit Gesellschaft leistet. Doch Hans sieht sie nicht als diese. Im Gegenteil, er wird garstig zur kleinen Raupe und macht ihr Vorwürfe, dass sie unnütz sei. Hans Müllermann erkennt nicht die Chance der Freundschaft bei der kleinen Raupe, sondern entschließt sich in seiner ganzen Unzufriedenheit über seine Einsamkeit in die Welt zu ziehen, um einen Freund und das damit verbundene Gefühl von Glück zu finden und lässt die kleine grüne Raupe allein zurück. Unterwegs trifft er eine Schneeflocke und fragt sie, ob sie seine Freundin sein möchte, doch diese schmilzt weg, bevor sie noch antworten kann. Eine Blume verwelkt, noch bevor sie ihm antworten kann. Der Fuchs haut ins Kornfeld ab. Keiner lässt sich auf eine Freundschaft ein. Auch der Wind nicht. Er erinnert Hans daran, dass auf sie beide noch Aufgaben warten, die erledigt werden möchten. So kehrt der Müller zu seiner Mühle und seinen Feldern zurück – und erlebt eine Überraschung: Zu Hause wartet ein wunderschöner Schmetterling auf ihn, der schönste Schmetterlinge, den er je gesehenhat. Da erkennt er seinen Fehler, denn es ist die Raupe, die Hans zuvor so abfällig behandelt hatte. Doch der Schmetterling vergibt dem Müller und bleibt bei ihm.
1969 erschien die Erstausgabe des Klassikers >Hans Müllermann< von Bernadette. Es war Bernadettes erste eigene Erzählung. Zu ihrem 80. Geburtstag hat Bernadette das Werk vollständig neu illustriert, welches im Frühjahr im NordSüd Verlag erschienen ist. Die farbenfrohen und strahlenden Illustrationen verleihen der Geschichte neuen Glanz. Ob das Brausen des Herbstwindes, die märchenhafte Vollmond-Stimmung oder wenn die Sonne strahlt, Bernadette hat in diesem Bilderbuch, in dem sie warmherzig von der Einsamkeit, der Suche nach Glück und Freundschaft und Vergebung schreibt, in ihrem einzigartigen Stil stimmungsvolle Landschaften illustriert. Aber auch den Unmut von Hans Müllermann, dessen Traurigkeit, Überraschung und Freude lässt Bernadette die Leser:innen durch ihre Illustrationen spüren.